Wem noch die zauberhafte Geschichte „Die Liebe im Ernstfall“ im Kopf ist, die Daniela Krien vor 2 Jahren veröffentlichte, mag sich auf ihr neues Buch gefreut haben.
Auch hier ist der Einstieg leicht: die Ehe von Rahel und Peter, beide um die 50, beide in guten Jobs und Eltern erwachsener Kinder, zeigt Abnutzungserscheinungen und ein Urlaub soll die Fassadenrisse kitten. Statt zur geplanten Wanderung in den Bergen geht es jedoch auf einen Hof in der Uckermark. Eine Freundin braucht ihre Hilfe dort bei Vieh und Feld und beim Hüten des Hauses bleibt Zeit, sich Gedanken zu machen. Wie soll man klarkommen mit den sich verändernden gegenseitigen Ansprüchen und Erwartungen, mit dem Älterwerden und dem Zusammenleben in einer auf Gewohnheiten ruhenden Ehe?
Die Autorin verliert sich leider ein wenig im Befindlichkeitsmarathon aller handelnden Personen, ob es nun die Ehepartner, die ehemüde Tochter mit den beiden kleinen Kindern oder der sportlich-ehrgeizige Sohn auf Stippvisite sind: niemand scheint so recht angekommen im Hier und Jetzt.
Trotz der fließenden Erzählweise und der authentisch-naturnahen Beschreibung von drei Wochen auf dem Land stellt sich gegen Ende leider die Frage, wie viel davon in Erinnerung bleibt, nachdem die letzte Seite umgeschlagen wurde.
Dies ist trotz fehlendem Nachhall ein immer noch gut lesbarer und unterhaltsamer Roman. Potential für mehr Tiefenschärfe wäre jedoch durchaus vorhanden gewesen.
Diogenes Verlag 2021 / € 22,00