Mathilde, Mitte Dreissig, ist Lehrerin und lebt in Oslo. Sie verliert den Job, als eine Affäre mit ihrem Schüler Jakob bekannt wird. Um Abstand von allem zu gewinnen zieht sie in ein kleines Haus in den norwegischen Bergen. Dort in der Telemark auf einem Bauernhof erhofft sie sich Ruhe in der Einfachheit des Lebens.
Die Landschaft entspricht ihrer Vorstellung. Der Molkereibetrieb, der von den beiden Söhne Johs und Andres in Familientradition geführt wird, interessiert sie dagegen wenig. Und ein Roman, den sie angeblich dort in Ruhe schreiben möchte, dient ihr lediglich als Vorwand, um die Hütte auf dem Gelände der Familie zu mieten.
Fasziniert sind die beiden Brüder von der städtischen jungen Frau und jeder auf seine Weise sucht ihre Nähe. Dies bringt Unruhe, Geheimnisse und Missverständnisse in die kleine traditionsbewusste und altmodische Hofgemeinschaft.
Zwei Erzählstränge bewegen sich in diesem eigentümlichen und schnörkellosen Roman aufeinander zu: einerseits die umgangssprachlich gefärbte und daher etwas kantige Geschichte der Bauern in der Telemark, andererseits Mathildes Stadtleben, ihre Suche nach Bestätigung und ihre eigene ungeklärte Familiengeschichte.
Beide Ebenen finden sich zu einem folgenreichen Ende. Die norwegische Wildnis bietet dabei ein wunderbar schroffes Panorama in diesem gefühlvollen Drama.
Helga Flatland (1984) studierte skandinavische Sprach- und Literaturwissenschaften sowie Kreatives Schreiben in Oslo. Dieses neue und überaus lesenswerte Buch war für den norwegischen Buchhandelspreis nominiert.
Ecco-Verlag 2023 / Übersetzt von Elke Ranzinger und Ina Kronenberger / € 24,00