1920 kommt Violeta del Valle als jüngste Schwester von fünf Brüdern zur Welt. Die Auswirkungen des Krieges sind noch immer spürbar, da verwüstet die Spanische Grippe bereits ihre südamerikanische Heimat.
Zum Glück hat der Vater vorgesorgt, die Familie kommt durch, doch schon droht das nächste Unheil, die Weltwirtschaftskrise wird das vornehme Stadtleben, in dem Violeta aufwächst, für immer beenden und die del Valles ziehen sich ins wild-schöne Hinterland zurück. Dort wird sie volljährig und schon bald steht der erste Verehrer vor der Tür.
Violeta erzählt uns selbst ihr Leben – am Ende ihrer Tage schreibt sie ihrem geliebten Enkel einen langen Brief. Sie schreibt von ihren Affären, den Jahren der Armut, von schrecklichen Verlusten und tiefempfundener Freude, von historischen Vorkommnissen, die ihr Leben geprägt haben und von dem Kampf für die Rechte der Frauen.
Wenn Sie das „Geisterhaus“ mochten, ihren Klassiker der lateinamerikanischen Literatur, dürfen Sie wieder Platz nehmen im Geschichten-Kino der Isabell Allende: Violeta ist ein wundervolles, dickes, manchmal fein wort-witziges, kluges und elegantes Werk über Familienbande, zerbrochene Beziehungen und ein weibliches Jahrhundertleben zwischen zwei Pandemien.
Sie können eintauchen in den Kosmos dieser großen Schriftstellerin, deren Sprache immer ein Vergnügen ist.
Die seltenen gefühligen Ausrutscher, die sie in den ansonsten epischen Text streut, würden vielleicht bei anderen Autor:innen stören.
Bei Isabel Allende stimmt jedoch ihre große Erzählkunst milde. Man verzeiht und genießt.
Suhrkamp-Verlag 2022 / € 26,00
aus dem Spanischen von Svenja Becker