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Nora Bossong – Reichskanzlerplatz

Es gibt Bücher, die mich während der Lektüre dazu verleiten, historische Fakten und Zusammenhänge in den Tiefen des www nachzulesen: so geschehen bei Nora Bossongs neuem Werk, in dem sie das Leben der Magda Goebbels als Grundlage ihres Romans über eine reale Person und ihre Lebensumstände wählt.

Die zweite wichtige Hauptfigur des Hans Kesselbach, dem jugendlichen Liebhaber der Industriellengattin Magda Quandt, ist ebenfalls historisch belegt (in einigen Quellen auch als Fritz Gerber). Es ist seine Erzählperspektive, die der Geschichte Dramatik verleiht, ohne plakativ zu sein und die oft erschreckend aktuell daher kommt.

Feinsinnig beschreibt Bossong die Personen und Ereignisse um die ambitioniert aufstrebende spätere Ehefrau des Reichspropagandaministers Goebbels, die scheinbar unberührt durch mehrere Ehen und Liebschaften ihren Weg geht und ebenso wie Kesselbach ein Mitläufer unter der Nazi-Herrschaft ist.

„Meine Fußnote in der Geschichte wird die eines Mannes sein, der Magda Quandt so wenig zu unterhalten verstand, dass sie zu Magda Goebbels wurde. So dachte ich.“

Was macht Menschen zu den stetigen Rädern im Machtgefüge? Welche Tarnungen gilt es zu erfinden, um politisch unangreifbar zu werden?

Das sind Fragen, die Nora Bossong in ihrem Buch stellt. Sie ist eine genaue Beobachterin und wählt präzise Beschreibungen, die dennoch der eigenen Fantasie Raum lassen.

Das ist eine hohe Kunst und machen das Buch intensiv und besonders.

Suhrkamp-Verlag 2024 / € 25,00